Freitag, 18. Juli 2008

Israels Überraschung

Seit mehr als einem Jahr kursieren verschiedene Meinungen über einen kurz bevorstehenden Angriff Israels und/oder der USA auf den Iran. Für recht wahrscheinlich erachtet auch der Militärgeheimdienstmitarbeiter und CIA Analyst Ray McGovern einen Angriff im Herbst, wie er in diesem Artikel beim Information Clearing House darlegt:

Plant Israel eine Überraschung für den September/Oktober?


Sie sagen, Sie erwarteten mehr Rhetorik als Realität von den Senatoren Obama und McCain in ihren gestrigen Reden über den Irak und Afghanistan? Nun, das ist sicherlich das, was Sie bekommen haben.

Was ich nichts desto trotz erstaunlich fand ist, wie sie und ihre Berater so wenig Notiz von der dramatischen Veränderung der politischen Landschaft nehmen konnten, welche ausgelöst wurde von der Bombe, die der irakische Premier Minister Nouri al-Maliki am 7. Juli gezündet hatte – sein Bestehen auf einen „Zeitplan“ für den Abzug der amerikanischen Truppen bevor irgendein Abkommen über ihren Verbleib über den Jahreswechsel hinaus getroffen wird.

Während der Antwort auf eine Frage bei seiner Pressekonferenz gestern zeigte Präsident Bush, dass ihm wage bewusst ist, dass der Zeitplan, wie Robert Dreyfuss sagt (in Truthout, 7. Juli), „eine große Sache“ ist. Bush wies sogar schleppend auf die Möglichkeit, das UN Mandat weiter auszudehnen, hin.

Aber es ist alles andere als klar, dass Maliki, der unter großen heimischen Druck steht, dazu in der Lage wäre, dies den verschiedenen Gruppen von deren Unterstützung er abhängig ist, und noch weniger denen, die er in Schach halten muss, zu verkaufen. Wie Dreyfuss zeigt, stehen Maliki und seine schiitischen Verbündeten unter erheblichem Druck seitens des Iran, der noch immer der wichtigste Verbündete der regierenden Allianz von Schiiten bleibt. Am wichtigsten: Maliki hat in keinster Weise Kontrolle darüber, was als nächstes geschieht.

Israel


Hier wird es unanagenehm. Niemand der über die geheimen Pfade der US Politik bescheid weiß, würde erwarten, dass die Kandidaten oder die kriecherische Presse die Frage ansprechen, wie die, die jetzt Israel lenken, wahrscheinlich über die Folgen eines großen amerikanischen Truppenabzugs aus dem Irak im nächsten Jahr denken.

Ich erinnere mich daran, wie ich am 16. Juni 2005, unmittelbar nach der Anhörung vor dem Justizausschuss des Kongressabgeordneten John Conyers, für eine offene Antwort auf die Frage eines seiner Kollegen angeprangert wurde. Diese lautete: Wenn die Invasion des Irak nicht wegen der Massenvernichtungswaffen und nicht wegen der nicht existenten Verbindung zwischen dem Irak und Al-Quaida durchgeführt wurde, warum haben wir dann angegriffen?

Als Antwort benutzte ich das Akronym OIL. O für Öl; I für Israel; und L für Logistik, was die militärischen Basen meint, die von den Neokonservativen als notwendig erachtet werden um beides zu schützen. Weder die anwesenden Parlamentarier noch die Leute von den Medien schienen irgendwelche Probleme mit Öl und militärischen Basen zu haben – an sich ein interessanter Kommentar.

Wie dem auch sei, der Vorschlag, dass ein Hauptmotiv der Versuch war, diesen Teil des Mittleren Ostens sicherer für Israel zu machen (Ja Leute, die Neokonservativen dachten wirklich, dass der Angriff auf den Irak das tun würde) – nun, das war abstoßend.

Und es ist heute noch abstoßend, vorzuschlagen, dass das immer noch einer der Hauptgründe ist, neben dem Öl, weshalb Elliott Abrams, andere Neocons – und nicht zu vergessen Vize-Präsident Dick Cheney und sein Team – darauf bestehen, zu bleiben. Maliki und seine Partner seien verdammt. (Siehe die Karikatur in der Washington Times von heute, die Maliki mit Worten zeigt, die ihm sagen „Wir werden NICHT gehen“)

Hier in Washington können wir uns zurück lehnen und im die Folgen solcher Kommentare Malikis und anderer irakischer Führer herum reden. Die Israelis müssen solche Aussagen ernst nehmen. Keine Einigung über die amerikanischen Truppen im Irak bis in das Jahr 2009 ohne einen Zeitplan für den Abzug? Für Tel Aviv wird das sehr ernst.

Meine Vermutung ist, dass die israelischen Führer apoplektisch sind. Das Fiasko im Irak hat die Region ganz offensichtlich gefährlicher für Israel gemacht. Da sind jetzt tatsächlich richtige „Terroristen“ und „Extremisten“ und die Vorstellung von abziehenden amerikanischen Truppen muss ein Grund zu echter Besorgnis in Tel Aviv sein.

Die USA verwickelt halten: Iran


Diese dramatische Veränderung – oder sogar nur ihr Geist – steigert Israels Ansporn die Art Verwicklung der USA in dieser Region sicherzustellen, die für mehrere Jahre anhält. Die Israelis müssen Fakten auf dem Boden schaffen – etwas um sicherzustellen, dass Washington dem, den die US-Kandidaten, Obama eingeschlossen, als „unseren Verbündeten“ bezeichnen, zur Seite stehen. (Kümmern Sie sich nicht darum, dass es kein beiderseitiges Verteidigungsbündnis gibt) Israel ist sich allzu schmerzlich der Tatsache bewusst, dass es nur noch sechs weitere Monate Bush und Cheney hat.

Das Gesetz, das vom American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) entworfen wurde und so eifrig im Kongress beworben wird, ruft nach dem, was einer Blockade des Iran entspricht. Das wäre eine Möglichkeit zur Verstrickung; es gibt viele andere.

Der Punkt ist, dass die wachsende Gefahr, die die Israelis wahrnehmen sie wahrscheinlich dazu bringt, einen Weg zu finden um die USA in Feindseligkeiten mit dem Iran zu ziehen. Bush und Cheney haben ihnen ziemlich oft die Lizenz dazu gegeben, indem der Präsident regelmäßig verspricht „unseren Verbündeten“ zu verteidigen, wenn Israel angegriffen wird.

Alles was Israel tun muss, ist es zu arrangieren, angegriffen zu werden. Kein Problem.

Es gibt zahllose Möglichkeiten, die Israel wählen kann, um so eine Konfrontation zu katalysieren – mit oder ohne einem Wink oder Nicken von Cheney und Abrahms. Das sogenannte „amber light“ [bernsteinfarbenes Licht] von dem man sagt, dass es Israel gegeben wurde, wird wie ich glaube schon als ziemlich ausreichend angesehen; es ist nicht wahrscheinlich, dass sie meinen warten zu müssen, bis es grün wird.

Bis jetzt war der Widerstand der alten US Militärs das einzige wirkliche Hindernis für den Wahnsinn von Feindseligkeiten mit dem Iran. (Und man muss nur Scott Ritters Artikel auf Truthdig diese Woche lesen um ein Gefühl dafür zu bekommen, weshalb sie vorsichtig sind)

Dem Chef des Generalstabes, Admiral Mike Mullen, wird nachgesagt die Israelis gewarnt zu haben, dass eine „dritte Front“ im Mittleren Osten eine Katastrophe wäre. Ich glaube, er hat eher jene die in Washington mitgehört haben gewarnt, inklusive der bis jetzt stocktauben Gesetzesmacher.

Selbst wenn die Informierten recht gehen in der Annahme, Mullen würde in seinem Versuch den Neocons und Dick Cheney zu widerstehen von Verteidigungsminister Robert Gates unterstützt, klang Mullens Tonfall bei seiner Pressekonferenz vor zwei Wochen als würde er einen richtigen Kampf gegen die Verrückten im Weißen Haus und in Tel Aviv führen. Und wann haben die Verrückten das letzte mal einen politischen Kampf von solcher Bedeutung für Israel verloren?

Mullen ist gerade aus Tel Aviv zurückgekehrt. Er weiß den Schwachsinn der endlosen Spekulationen ob zuerst Israel oder die USA den Iran angreifen am meisten zu schätzen. Selbst wenn die Israelischen Führer keine explizite Versicherung aus dem Weißen Haus haben, gehen sie mit Sicherheit davon aus, dass wenn erst einmal der Casus Belli geschaffen ist, ihre Freunde in Washington – und die Truppen die diese kommandieren – bereit stehen.


Bitte anschnallen…

Aus der Sicht Tel Avivs erscheint es als eine zunehmend bedrohliche Situation, mit dringendem Bedarf, die USA noch tiefer in die Region „einzubinden“ – in einer Konfrontation der beiden Länder mit dem Iran.

Ein perfekter Sturm braut sich zusammen:

- Patraeus, der nachweislich die Bitten von Vize Präsident Dick Cheney erfüllt, wird im September den Befehl über CENTCOM übernehmen.

- Die Werte von Senator McCain werden zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich im Keller sein (wegen der Wirtschaft ebenso wie wegen allem anderen)

- McCain wird im Weißen Haus als der einzige Kandidat gesehen werden, der etwas durch ein ausgedehnteren Krieg gewinnen kann (genauso wie bei einem anderen „terroristischen Zwischenfall“)

- Bush und Cheney haben nur noch drei Monate vor sich

- Und Maliki wird nicht in der Lage sein Washington in nach der öffentlichen Forderung nach einem Zeitplan nachzugeben

Zusammenfassend ist es wahrscheinlich, dass Israel eine Überraschung für den September/Oktober vorbereitet, die darauf ausgelegt ist, die USA im Irak und in der weiteren Region fest zu halten, indem es Feindseligkeiten mit dem Iran provoziert. Und seinen Sie nicht überrascht, wenn es bereits im August losgeht. Die Führer Israels können gut und gerne für Verständnis bei den nicht zuvor informierten amerikanischen Verantwortlichen plädieren, mit der Behauptung sie konnten mit ihren Nachtsichtgeräten „amber“ [bernstein] nicht von grün unterscheiden.

Würden sie zögern? Bitte sagen Sie mir wer…wer nur soll die Sirene anschalten, sie überholen und auch nur daran denken ihnen eine Vorladung zu geben – nachdem der Computer des Streifenwagens ihren privilegierten Führerschein identifiziert hat?