Samstag, 26. Juli 2008

Stürzt der Dow auf 6.000 Punkte?

Wie geht es weiter mit der US-Wirtschaft, der Bankenkrise und wie sehen die Folgen für die Welt aus? Ein Antwort auf diese Fragen könnte Mike Whintey in seinem hier übersetzen Artikel haben. Das was er prophezeit ist düster, sehr düster.

Ein Blick in die Kristallkugel: Erwarten sie den Dow bei 6.000 Punkten

Letzten Mittwoch, auf einer improvisieren Pressekonferenz, hatte George Bush den vermutlich lustigsten Auftritt in den acht Jahren seiner Präsidentschaft. Während er sein Bestes versuchte, um der Öffentlichkeit zu versichern, dass „alles gut ist“ mit der Wirtschaft und dass jedermanns Einlagen absolut sicher wären im sich rasch auflösenden Bankensystem der USA, sah er aus wie der Kapitän auf der Brücke der Hindenburg. Bush lehnte sich lässig auf das Rednerpult, zuckte mit den Schultern und sagte:

„Meine Hoffnung ist, dass die Leute tief durchatmen und realisieren, dass ihre Einlagen von unserer Regierung geschützt werden. Wir sehen nicht das Wachstum, das wir gerne sehen würden, aber das Finanzsystem ist grundsätzlich intakt.“

Richtig, „tief Einatmen“ und sich entspannen, kein Grund zur Panik. Man sollte seine grundsätzliche Gelassenheit nicht von den langen Schlangen ängstlicher Sparer, die versuchen das, was noch von ihren Ersparnissen übrig ist, aus der jetzt nicht mehr bestehenden IndyMac Bank herauszuholen, zerstören lassen. Das Bankensystem ist absolut sicher, Sie hörten es vom Präsidenten persönlich.

Gleichzeitig als Bush seine beruhigenden Worte auf allen wichtigen TV Sendern anbot, gab Zentralbankdirektor Ben Bernanke am anderen Ende von Washington eine entschieden düsterere Einschätzung der Wirtschaft:

„Die Kontraktion im Immobilienmarkt, die 2006 begann, und der damit zusammenhängende Verfall des Hypothekenmarktes, der letztes Jahr offensichtlich wurde, haben zu beträchtlichen Verlusten der Kreditinstitute und einer Verschärfung der allgemeinen Kreditbedingungen geführt. Die Effekte der Kontraktion des Immobilienmarktes und der finanzielle Gegenwind bei den Ausgaben und der wirtschaftlichen Aktivität, wurden durch den raschen Anstieg der Preise für Energie und andere Rohstoffe verschärft, die die Kaufkraft der Haushalte genauso geschwächt haben, wie sie die Inflation angefacht haben. Vor diesem Hintergrund, war das Wachstum während dieses ersten halben Jahres sehr schleppend, während die Inflation erhöht blieb."

Behalten Sie im Kopf, dass diese beiden Ereignisse perfekt koordiniert waren, um zum gleichen Zeitpunkt stattzufinden; Mittwoch, 10:20. Ein ziemlicher Zufall, oder? Wieder eine meisterhafte PR-Aktion, inszeniert von Bushs PR-Team, der letzten funktionierenden Behörde in der ganzen Bürokratie. Überraschend für niemanden: die abgesprochenen Medien schaffte es die Aufmerksamkeit von dem bevorstehenden Finanz-Feuersturm lange genug abzulenken, um das amerikanische Volk einzulullen damit dieses glaubt, dass nicht wirklich etwas nicht in Ordnung ist; die Wirtschaft ist ok.

Wieder Zentralbankchef Bernanke:

„Die Wirtschaft sieht sich weiterhin verschiedenen Problemen gegenüber, inklusive anhaltender Spannungen in den Finanzmärkten, verfallender Hauspreise, einem nachgebendem Arbeitsmarkt und steigender Preise für Öl, Nahrungsmittel und einige andere Güter…Die sich verschlechternden Ergebnisse der Subprime-Hypotheken in den Vereinigten Staaten lösten Turbulenzen an heimischen und internationalen Finanzmärkten aus, da die Investoren merklich weniger gewillt wurden, Kreditrisiken jeglicher Art zu tragen….Viele Finanzmärkte und -institute stehen weiterhin unter beachtlichem Druck, teilweise weil der Ausblick auf die Wirtschaft, und damit die Kreditqualität, unsicher bleibt.“

Während Bernanke einen Hammer nach dem anderen brachte, war unser Oberbefehlshaber damit beschäftigt, zu poltern und lustige Geschichten mit seinen Kumpeln des Washingtoner Pressekorps auszutauschen. Die kleine Pressebesprechung stellte sich als eine für Bush typische Verbrüderungsparty mit jeder Menge Auf-Den-Rücken-Geklopfe und Gewiehere heraus.

„Sie hatten eine Frage, Stretch?“ (Ha, ha)

Und das war’s. Bernankes offene und (offenkundig) ängstliche Einschätzung der Wirtschaft wurde von Bushs ablenkendem Palaver und Angeberei in den Schatten gestellt; ein weiterer, erstaunlicher Sieg für die Verdreher des Weißen Hauses. Trotzdem sollte die Aussage des Zentralbankdirektors ausgegraben und von allen untersucht werden, der wissen wollen, wie schlimm die Dinge wirklich stehen, damit sie sich auf die bevorstehenden, harten Zeiten vorbereiten können.
(Zu finden hier: Bernanke’s Semianual Monetary Policy Report to Congress; http://www.federalreserve.gov/newsevents/testimony/bernanke20080715a.htm)

Wieder Bernanke:

„Im Immobilienmarkt sinkt die Aktivität weiterhin…Die Immobilienpreise fallen, besonders in Regionen, die Anfang dieses Jahrzehnts die größten Preisanstiege erfuhren. Der Verfall der Immobilienpreise hat zu der Flut von Versteigerungen beigetragen; indem sie das Angebot der zu verkaufenden Häuser erhöht haben, haben sie gleichzeitig den Druck auf die Immobilienpreise in einigen Regionen erhöht….Untersuchungen über die Investitionspläne deuten an, dass die Firmen besorgt über das wirtschaftliche und finanzielle Umfeld, inklusive stark steigender Einkaufskosten und Anzeichnen sich verknappender Kredite, bleiben. Und sie werden wahrscheinlich vorsichtig sein mit ihren Ausgaben in der zweiten Hälfte dieses Jahres.“

Der wirtschaftliche Himmel verdunkelt sich schnell und Bernanke unternahm keinerlei Anstrengung, seine Besorgnis zu verstecken. Seine Aussage lag so nah an der Wahrheit, wie man in Washington, wo Ehrlichkeit normalerweise wie ein bösartiger Tumor beseitigt wird, an sie herankommt. In jeden Fall ist es es wert, Wort für Wort durch Bernankes Rede zu waten, selbst wenn es nur die eigene Meinung verstärkt, dass die Wirtschaft kurz davor ist, eine Schlittenfahrt durch einen deflationären Hochofen zu unternehmen, welche schließlich in der Auflösung von Brenton Woods, dem ordnungswidrigen Ersatz des Dollars als Reservewährung der Welt, und einem Ende der Vereinigten Staaten als kurzlebige, einzige Supermacht enden wird. Dem amerikanischen Jahrhundert geht der Dampf aus, gerade einmal acht Jahre im neuen Jahrtausend. Bernankes Vortrag bestätigt, was die Wirtschaftsblogger seit drei Jahren gesagt haben; das Ende ist Nahe, bringen Sie ihr Haus in Ordnung.

Der private Konsum liegt am Boden, der Arbeitsmarkt gibt nach und die Nahrungs- und Benzinpreise steigen rapide. Immobilienwerte sind im freien Fall, die Löhne haben stagniert und die amerikanischen Haushalte sind überbeanspruchter, unterbezahlter und stärker unter Druck als sie es jemals in der Geschichte waren. Alles ist schlecht. Kein Wunder dass das Konsumentenvertrauen auf seinem Tiefpunkt ist.

„Der Sommer 1931“?

Der nächste Stein, der fallen wird, ist der Aktienmarkt. Das ist auch nicht so kompliziert, wenn die Großhandelspreise für Versorgungsgüter und seltene Materialien nach oben gehen, aber die Unternehmen diese Kosten nicht auf die Konsumenten überwälzen können, weil diese ausgepumpt sind. Dann stürzen die Unternehmensgewinne ab und die Aktienmärkte rutschen mit der Wucht einer Lawine ab.

Der Journalist Ambrose Evans-Pritchard fasste es folgendermaßen zusammen:

„Es fühlt sich an wie der Sommer 1931. Die zwei größten Finanzinstitute der Welt hatten einen Herzanfall. Das globale Währungssystem bricht zusammen. Die politischen Doktrinen, die uns in diesen Schlammassel gebracht haben, sind bankrott. Kein Führer der Welt scheint in der Lage zu sein, das Problem wahrzunehmen, geschweige denn es zu lösen. Der Internationale Währungsfond hat sich in die Schizophrenie verabschiedet…Meine Ansicht ist, dass der Crash des Dollars verhindert werden wird, wenn klar wird, dass sich die Seuche über die ganze Welt verbreitet hat. Aber wir sind jetzt am Punkt der höchsten Gefahr. (Ambrose Evans- Pritchard, "The Global Economy is at the point of maximum danger", UK Telegraph)

„Höchste Gefahr“, in der Tat. Das Chaos der Aktienmärkte ist direkt ums Eck. Erwarten Sie den Dow bei 6.000 und dann kümmern Sie sich ums pure Überleben. Die Indizes werden einstürzen und die Wall Street wird in dresden-ähnlichen Trümmern liegen, nichts übrig außer giftigen Dämpfen und verdrehtem Stahl. Bis zum Ende des Jahres 2009 werden die letzten wenigen Bullen auf die Straßen getrieben und einer nach dem anderen geschlachtet worden sein. Es wird nicht schön sein.

Laut Bloomberg News: „Investoren weltweit setzen mehr als eine Billion Dollar auf einen Zusammenbruch der Aktienpreise“.

Aber egal wie schlimm es wird, die Medien werden immer noch ihre fröhlichen Marktvorhersagen machen, während sie jeden gepressten Satz und jeden wirren Gedanken unseres lieben alkoholabhängigen Führers rezitieren. Die Schlangen vor den Notunterkünften, Pfandhäusern und Suppenküchen können sich von der Golden Gate Bridge bis zur Freiheitsstatue ziehen, aber die immer optimistischen Vorhersagen von einem „Tal am Immobilienmarkt“ oder einem „wirtschaftlichen Umschwung“ werden weiterhin aus jedem Medienmegafon der Nation erschallen. Amerikas Finanzmedien sind eine nie versiegende Quelle grundlosen Optimismus und Quatschs.

Es ist lustig: während Bush seine Faux-pas-Konferenz abhielt, wurden auf anderen Sendern live-Aufnahmen von bis an die Zähne bewaffneten Polizisten gezeigt, die zu verschiedenen IndyMac Geschäftsstellen geschickt wurden. Ihre Aufgabe war es, die Versammlung älterer „blauhaariger“ Frauen und weißen Männern mittleren Alters in Tommy Bahama T-Shirts daran zu erinnern, dass jedem Anzeichen öffentlicher Empörung sofort mit Rondey King-mäßiger Gerechtigkeit begegnet werden würde. Hmmm. Also jetzt ist das Abheben von Ersparnissen von der Bank nicht nur gefährlicher, es ist gleichbedeutend mit dem Begehen einer Straftat. Mei, wie sich Amerika verändert hat.

Stellen Sie sich nur die Frustration vor, 5 Dollar für eine Gallone Benzin ausgegeben zu haben um zur nächsten IndyMac-Filiale zu fahren und das zu bekommen, was noch von den Ersparnissen übrig geblieben sein mag, nur um dann von der lokalen Polizei aufgemischt zu werden. Netter Gedanke, was?

In die Bank gehen? Vergessen Sie nicht die schützenden Hebel!

Die Wahrheit ist, dass das Bankensystem auf einem Fundament aus purem Treibsand gebaut ist und es nur eine Frage der Zeit ist, bis Bushs knüppelschwingende Robocops anfangen, alte Damen zu tasern und weiße Jungs dafür eingasen, dass sie sich vor den vernagelten Türen ihrer lokalen Bank versammelt haben. Gehen Sie jetzt weiter.

Denninger vom Market Ticker machte diese einsichtige Beobachtung der gegenwärtigen Situation des Bankensystems. Er sagte: „Weshalb sagt uns Paulson jedes mal, wenn er bis auf 200 Yards an ein Mikrophon herankommt, dass uns Bankensystem vollkommen in Ordnung ist? Vielleicht weil das Bankensystem auf der Kippe zu einem totalen Zusammenbruch steht und er weiß, dass Sie es mit einer Feder zum umfallen bringen könnten!“ (The Market-Ticker)

Es lohnt sich zu wissen, dass das Ableben von IndyMac die FDIC [Einlagensicherungsfonds] schätzungesweise acht Milliarden ihrer mageren Reserven von insgesamt 53 Milliarden Dollar kosten wird. Vier oder Fünf Zusammenbrüche dieser Größe und die FDIC wird untergegangen sein, was ein ernsthaftes Problem ist, da sogar jede konservative Schätzung davon ausgeht, dass die Bankenzusammenbrüche in die Hunderte gehen werden. Die Fed wird gezwungen sein, die Schulden zu übernehmen und damit weiter den Dollar schwächen.

Aber IndyMac ist ein kleiner Fisch, verglichen mit den Verpflichtungen der beiden Giganten Fannie Mae und Freddie Mac. Jahrelange schlampige Buchführung, riskante Investitionen, missbräuchliche Kreditvergabe und politische Vetternwirtschaft haben die Bilanzen der beiden von der Regierung unterstützen Unternehmen ausgewaschen und sie an den Rand der Insolvenz gebracht. Wenn sie versagen, dann wird es katastrophal für den amerikanischen Steuerzahler, von dem erwartet wird, für 5,2 Billionen Dollar an amerikanischen Immobilienkrediten zu garantieren, von denen hunderte von Milliarden an Kreditnehmer verliehen wurden, die sehr wahrscheinlich an ihren eigenen Krediten in den nächsten Jahren pleite gehen werden.

Und die Immobilienblase zischt weiter; Fannie und Freddie werden Verluste von 500 Milliarden Dollar und mehr hinnehmen müssen, was verärgerte ausländische Investoren dazu zwingt, ihre Staatsanleihen loszuwerden und sich aus dem Staub zu machen. Wenn das passiert, werden die langfristigen Zinsen in den Himmel schießen und der alternde Dollar wird zu einem Müllhaufen zusammenbrechen. Die Bush-Regierung kann nicht zulassen, dass das geschieht und so wird Henry Paulson im Kongress um weitere Notfallfinanzierungen bitten (was er jetzt tut), sodass er das Vertrauen der Investoren wieder aufbauen und die Flucht des ausländischen Kapitals aufhalten kann. Ob Fannie und Freddie gerettet werden oder nicht, es wird in jedem Fall ein Schlag für den Dollar sein, der mit rapide steigenden Defiziten und schwindendem Vertrauen nur schwächer werden kann. Es bestehen wirklich sehr geringe Chancen, dass der Dollar als „internationale Währung“ überleben wird.

Der Wirtschaftsexperte Nouriel Roubini fasst es so zusammen:

„Die Existenz von von der Regierung unterstützen Unternehmen (GSEs) ist ein wichtiger Bestandteil der gesamten amerikanischen Subventionierung von Immobilienkapital, der letztendlich zum Bankrott der amerikanischen Wirtschaft führen wird. Über die letzten 70 Jahre wurde das Investieren in Immobilien – die unproduktivste Form Kapital anzusammeln – auf 100 verschiedene Arten in den USA stark subventioniert: Steuervorteile, steuerliche Abzugsfähigkeit von Kreditzinsen, Nutzung der FHA [Eigenheimförderung], die massive Rolle von Fannie und Freddie, die Rolle des Federal Home Loan Bank System [Bundesimmobilienkreditsystem], eine riesige Menge an gesetzlichen und regulierenden Maßnahmen.

Die Wahrheit ist, dass die USA – besonders in den letzten acht Jahren – zuviel in ihren Bestand an verschwenderischem Immobilienkapital (dessen Effekt auf die Produktivität der Arbeit gleich null ist) investierten, und nicht genug in die Ansammlung von produktivem, physischem Kapital (Ausrüstung, Maschinen), die zu einer Steigerung der Produktivität der Arbeit und einem langanhaltenden Wachstum führen, investiert haben. Diese Finanzkrise ist eine Krise durch die Anhäufung von zu vielen Schulden – durch die Haushalte, die Regierung und das Land – um die Anhäufung der nutzlosesten und unproduktivsten Form von Kapital, Immobilien, zu finanzieren, die den Konsumenten lediglich den Dienst des Wohnens anbieten und keinerlei Effekt auf die Produktivität der Arbeit haben“ (Seeking Alpha, "Just How Terrible is Housing as an Asset Class? Roubini Weighs In")

Fannie und Freddie machten diesen Fehler, indem sie in den 90er Jahren auf hypothekengedeckte Sicherheiten (MBS) umschwenkten. Zwischen 1997 und 2007 wuchs Fannies Portfolio an faulen MBS von 18,5 Milliarden auf 127,8 Milliarden Dollar an. Die Zahlen bei Freddie sind sogar noch höher. Jetzt sind sie in genau der gleichen Abwärtsspirale wie die Investmentbanken gefangen, mit Milliarden von Dollarn in Anlagen, die jeden Monat stetig an Wert verlieren. Es ist der Tod durch tausende Schnitte. Die Verluste haben die beiden GSEs ausgeblutet und auf der verzweifelten Suche nach neuen Quellen für frisches Kapital zum Füllen ihrer Polster zurückgelassen. Bedauerlicherweise sind die Investmentfonds ausländischer Regierungen der Meinung, sich bei der Rettung der Citigroup die Finger verbrannt zu haben und sind nicht länger im Markt für Not leidende amerikanische Investmentbanken.

„The Economist“ wirft etwas Licht auf die kreative Buchführung bei Fannie und Freddie:

„Die Unternehmen waren auch unwillig, die Mühe des Marktes mit überfälligen Krediten zu verstehen. Wenn die Kreditnehmer es nicht schaffen ihre Tilgungen für Kredite aufrechtzuerhalten, die Bestandteil des Pools sind, der anlagengestützte Kredite unterstützt, müssen Fannie und Freddie den Kredit zurückkaufen. Aber das erfordert eine sofortige Abschreibung, zu einem Zeitpunkt zu dem die Marktpreise der anlagengestützen Kredite unter Druck stehen. Stattdessen zahlten die Zwillinge manchmal die Zinsen in den Pool, damit die Kredite über Wasser blieben. Nach Ansicht von Mr. Rosner treibt dies die Verluste einfach in die Zukunft (The Economist, "The End of Illusions")

Schön, nicht? Wäre es nicht schön, wenn Männer ihren Frauen nicht erklären müssten, weshalb sie den Gehaltsscheck an der Rennbahn verschleudert haben? Anscheinend ist das okay für Fannie und Freddie; einfach weiterhin die Zinsen für schlechte Kredite bezahlen und niemand wird es merken. Was für eine Gaunerei. Das ist die Enron-artige, schlampige Buchführung die in Washington unangefochten ist, weil jeder die Zahlen frisiert um Verluste vor den Aktionären oder den Steuerzahlen zu verstecken, wie in diesem Fall. Deshalb müssen diese verweichlichten Regulierer bei der SEC [Börsenaufsicht] durch ein paar Abu Ghraib Vernehmer ersetzt werden. Bei Fannie und Freddie geht nichts vor, was nicht ein Paar Beinschienen und ein paar Mal Untertauchen beim Waterboarding wieder zur Recht rücken könnten.


Der Weg in die Verdammnis: Paulsons Schwachkopfkapitalismus


Etwas lief furchtbar schief mit der Wirtschaft, aber niemand will sagen, was es ist. Das ist mehr als nur ein typischer Abschwung im Nachfragekreislauf oder eine zeitweiliges „raues Zwischenstück“. Tatsächlich ist es nicht einmal eine Rezession, es ist ein Niedergang des Finanzsystems. Und es ist offensichtlich. Die gut gefüllte Federal Reserve Bank stellt gerade den Feigsten Spekulanten auf diesem Planeten, den Investmentbanken, hunderte von Milliarden Dollar durch ihre Tender und Fazilitäten bereit.

Genau diese Banken haben keine Möglichkeit, dieses Geld zurück zu zahlen. Zeigen Sie mir ihre Erträge; zeigen Sie mir ihre Anlagen; zeigen Sie mir ihr Kapitalpolster, welche hauptsächlich nach den Bedingungen der „Level 3 assets“ berechnet werden und welche es den Banken ermöglichen, ihre eigenen Werten dem schlechten Papier zuzuschreiben, das aus ihren Tresoren herüberschwimmt. Haben Sie jemals von etwas lächerlicherem gehört? Ein Blogger nannte „Level 3 assets“ eine „Phantasiegröße“. Und er hat damit auch Recht. Es ist alles Schall und Rauch. Also weshalb lassen wir Gauner entscheiden, wie viel ihre Anlagen wert sind?

Richtig, einige Investmentbanken meldeten jüngst bessere Erträge als erwartet, aber niemand an der Wall Street lässt sich von diesem Schwachsinn verarschen. Die Börsenaufsicht veränderte die Regeln für das Abschreiben von Finanzinvestitionen nur einige Tage bevor die Gewinnberichte abgeliefert werden mussten; ein weiteres Geschenk von Uncle Sam um die dreckige Wäsche zu verstecken. Auch haben einige Banken angefangen, ihre Abschreibungen von 120 auf 160 Tag zu verlängern, um sich selbst ein bisschen mehr Zeit zu kaufen, um ihre Aktionäre über die Größe ihrer Verluste hinwegzutäuschen. Es ist alles ein großer Schwindel der einem anderen folgt. Das ganze Geschäft stinkt zum Himmel und die Bush-Regierung liegt mit ihnen in einem Bett, kuschelt sich dicht an und hält Händchen.

Hätte die Öffentlichkeit die Bedeutung des Bear Stearns Fiaskos verstanden, dann hätte sie verstanden, wie schlimm die Situation wirklich ist. Die technischen Details sind irrelevant; kümmern Sie sich nicht um die. Was wichtig IST, ist dass die Fed ergeräumt hat, dass die Anlagenspekulanten das Finanzsystem so verschmutzt hatten mit ihrem unregulierten Giftmüll (Credit default swaps), dass wenn die Transaktion mit JP Morgan gescheitert wäre, das ganze System implodiert wäre. Denken Sie darüber nach. Mit anderen Worten, die „echte Wirtschaft“ ist jetzt untrennbar an ein 500 Billionen Dollar großes, unreguliertes Schattenbankensystem, das ohne Regeln, ohne Aufsicht und ohne genügend Kapital handelt, gebunden. Der freie, unregulierte Handel mit Derivaten ist ein Krebsgeschwür, das sich in jeden Teil des Systems ausgebreitet hat und es von innen heraus auffrisst. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Patient ihm erliegt. Das ist es, was die Rettung von Bear Stearns wirklich bedeutet, der Rest ist Unsinn.

Das Bankensystem ist pleite, ruiniert, mittellos; und trotzdem erlauben die Fed und die G7 dieser Komödie weiter zu spielen als wäre nichts falsch. Wann wird das amerikanische Volk aufwachen?

Und könnte bitte jemand erklären, wie freie Märkte existieren können, wenn Spekulanten vom Staat subventioniert werden oder wenn das Risiko bei riskanten Investitionen aufgehoben wird? Das bedeutet es nämlich, wenn die Fed ihre Tender und Fazilitäten für Investmentbanken und Maklerfirmen öffnet. Es macht überhaupt keinen Sinn. „Sicherheitsnetze“ der Regierungen sind ein Gräuel für den Kapitalismus des freien Marktes. „Du zahlst dein Geld und du hast die Chancen“. Das ist Finanzkapitalismus, findet euch damit ab.

Was wir sehen ist eine Hybridversion des Kapitalismus; „Paulsons Schwachkopfkapitalismus“; ein Sammelsurium von Rettungsaktionen auf Kosten der Steuerzahler, Regierungseingriffen und Kauderwelsch vom freien Markt. Es ist eine giftige Mischung von Unternehmungen mit unausgeglichenen Bilanzen, unregulierten Derivaten, Schattenwirtschaft, undurchsichtigen Hedge Fonds, schlampiger Enron-Buchführung und komplexen, schwierig auszusprechenden Schuldeninstrumenten, die in ein billiges, unhaltbares Hütchenspiel verpackt sind, das von betrügerischen Havard-Absolventen verwaltet wird und für das die Regierung zu 100% einsteht. Das ist das System, das wir mit unseren Steuergeldern unterstützen und das uns direkt in den Ruin treibt.

Das ist kein Kapitalismus mein Freund. Es ist ein verbrecherisches System, das von Spekulanten und Bankengesindel unterhalten wird. Sie haben diesen Albtraum erschaffen und sie haben uns alle verdammt.

So lange wir das existierende System stützen, wird die Wirtschaft schlingern, wird die Arbeitslosigkeit steigen, werden Zwangsverseigerungen schnell zunehmen, werden Banken erzittern und der gute alte Dollar wird seinen Marsch in Richtung Mickey-Mouse-Währung fortsetzen. Es ist Zeit das Haus aufzuräumen, und wir können damit anfangen, Paulson zu feuern.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

CONGRATS - und danke für die Übersetzung.

Das ist mit das Beste in Kürze was ich je dazu gelesen habe (werde es weiter-empfehlen) - das globale Finanzsystem, d.h. WIR stecken echt in der Sch...

LOL - der DOW wird allerdings auf NULL sinken wenn das System tatsächlich implodiert. Es wird dann keinen Dollar und keinen DOW mehr geben !

Wird Europa das überstehen können ohne einen neuen (Welt-)Krieg ? Werden wir uns irgendwie von diesen Machenschaften abkoppeln können ?
Wird der Euro in der Krise halten ?

Fragen über Fragen ....

Anonym hat gesagt…

Und, nicht zu vergessen: Neben der (unausrottbaren) Gier als Triebfeder ist es der ZINS, der dies alles möglich gemacht hat.
Nur der Zins(eszins) ermöglicht diese Aufblähung und das totale Abheben der Geld- von der Gütermenge um das Einhundertfache.
Hoffentlich lernen die Verantwortlichen daraus.

Anonym hat gesagt…

Volltreffer

Anonym hat gesagt…

Der Zins ist das Problem, zusammen mit der Gier der Menschen!

Zins funktioniert nicht auf Dauer!

Anonym hat gesagt…

Wenn Zins nicht funktioniert, dann funktioniert Rendite auch nicht. Das ist oder wäre die Erkenntnis, um die sich auch der Artikel mit dem Gegreine, das sei ja gar kein 'richtiger' Kapitalismus mehr, herumdrückt. Und was die angeblich unausrottbare Gier angeht - jedes 'stoffliche' Bedürfnis hat sein Maß in sich, auch wenn es mal ein Übermaß sein sollte. Unendlich jedoch wird die Gier nur bei Geld und Macht. Darum müssen wir uns kümmern. Denn wir sind auch die Verantwortlichen, die 'hoffentlich' mal was draus lernen.

Anonym hat gesagt…

Macht endlich euer eigenes Geld!

Informiert euch über Regios,ihr werdet sie brauchen.

http://www.pax-aeterna.net/informationen/